Delhi

Vorletzte Etappe- willkommen in Indien, ein Land von dem wir viele Bilder im Kopf haben und gespannt sind, welche sich bestätigen. Schon lange fiebern wir diesen riesigen Land entgegen und fühlen uns nach der Zeit des Reisens auch ein wenig vorbereitet.
Mit etwas Verspätung verließ unser Flieger Kathmandu. 1,5h später wurde wir an der Visa Stelle am Flughafen von Delhi ganz schön unter die Lupe genommen. Mit der Metro kamen wir entspannt in 20 Minuten in die Innenstadt. Schon auf der Fahrt fiel auf, dass wir die einzigen Touristen waren und wir spürten einige neugierige Blicke. Ganz Indien hat 1,3 Milliarden Einwohner, in Delhi allein leben 17 Millionen Menschen, da fallen wir natürlich schnell auf, vor allem Remo mit seiner Haarfarbe und Größe. Unser Hotel überzeugte zum Glück und wir waren sehr zufrieden. Mit so einer entspannten Ankunft hätten wir nicht gerechnet…aber man soll sich bekanntlich nicht zu früh freuen.
Am nächsten Tag beschlossen wir erst einmal zu einem großen Kreisverkehr zu fahren. Schon nach kurzer Zeit wurden wir angesprochen und informiert, wo die Touristeninformation wäre. Freundlich konnten wir ihn abschütteln und genehmigten uns erstmal einen Burger (nach vielen Mahlzeiten Reis musste das mal sein) interessanterweise gab es natürlich nur Chicken. McDonalds stellt sich eben auf die Bedürfnisse seiner Kunden ein, denn gläubige Hindus essen kein Rind. Auch hier fielen wir natürlich auf und wurden von unserem Sitznachbarn angesprochen. Erneut wurden wir auf das Touristenbüro hingewiesen. Im Nachhinein fragen wir uns, ob das alles abgekartet war und wir regelrecht dorthin getrieben wurden. Da wir uns aber eh nochmal wegen des Zugsystems informieren wollten, dachten wir noch naiv wir können ja mal vorbeischauen. An der nächsten Ecke spielte uns ein anderer wieder falsche Freundlichkeit vor und brachte uns direkt zu einem Büro. In unserer online Karte von maps.me stand „Ministry of tourism- information and reservation” – klang gut. Auf unser Nachfragen, wurde uns erklärt, dass es sich um eine staatliche Institution handelt. Wenn ich diese Zeilen selber nochmal lese, frage ich mich, wie wir uns so blenden lassen konnten, es kam wie folgt: uns war nach kurzer Zeit klar, dass einem hier etwas aufgeschwatzt wird. Für uns schien das Angebot am Ende jedoch gar nicht so schlecht, als Tourist an die Zugtickets zu kommen, ist nämlich gar nicht so leicht, da die Tickets zum größten Teil ausgebucht sind. Bei 1,3 Milliarden Einwohnern nachvollziehbar (das Eisenbahngesellschaft zählt übrigens zu einem der weltweit größten Arbeitgeber) Nachdem wir circa eine Stunde hin- und her gerechnet hatten, ob es in unserem Budget liegt, merkten wir, dass wir keine Kreditkarte mithatten. An dieser Stelle entstand auch Misstrauen bei unserem Gegenüber. Er ließ uns per Fahrer zum Hotel bringen. Dort checkte ich im Internet kurz das sogenannte Ministery of tourism. Als ich nichts bedenkliches fand, ließen wir uns zurück zum Büro bringen. Da es einen satten Aufpreis bei Zahlungen mit Kreditkarte geben sollte, fragten wir nach einem Geldautomaten. Wieder wurden wir freundlich von einem Mitarbeiter begleitet. Erneut waren wir uns unsicher, ob es nur Angst dererseits war, dass wir abhauen und der Deal platzt, wie man unter Gangstern sagen würde. Schließlich bezahlten wir, erhielten die Tickets und viele hilfreiche Infos, wie wir den richtigen Zug finden etc. Wir verließen das Büro mit 6 Zugtickets, inklusive 10 Übernachtungen plus Reservierung für eine Safari in der Wüste. Trotzdem ließ mich mein Gewissen nicht in Ruhe und am Abend laß ich nochmal im Internet. Zuallererst zoomte ich in unserer online Karte heran und auf einmal erschienen vier fünf Markierungen mit den Worten „don’t trust” „Betrug”. Panik brach in mir aus. Beim Weiterforschen fand ich noch Foren mit Vorwürfen wegen Betrug. Dass das Ganze eine Abzocke war und wir die Tickets nicht zum Schnäppchenpreis bekommen hatten, war uns klar, aber auf einmal bekamen wir Angst, ob unser Geld futsch ist und unsere Tickets nur Papier ohne Gültigkeit sind. In einer Zug App kontrollierten wir, ob die Zugnummern überhaupt existierten. Diese stimmten schon mal mit Datum, Fahrzeiten und Orten überein. Wir waren etwas erleichtert, gingen aber mit ganz schön Bauchschmerzen ins Bett. Am meisten ärgerten wir uns über uns selbst. Weil wir eigentlich sagten, wir schlafen nochmal darüber bevor wir buchen, dann erwiderte der Inder, dass die Tickets dann weg sein könnten. Und so schnell waren unsere Vorsätze verflogen.

Als Bonus gab es 2 Tage Citytour in Delhi inklusive (auch dies sollte sich herausstellen ist Fluch und Segen zugleich).
Am selben Nachmittag fuhr uns ein privater Fahrer durch die Gegend. Wir stoppten beim Parlament, sowie dem Birla Hindu-Tempel. Schuhe mussten ausgezogen werden, Handy ins Schließfach und man musste durch einen Metalldetektor gehen (in Delhi auch an jedem Bahnhof).

Im Gebetshaus Gurudwara Bangla Sahib war einiges los: Gurus an Trommeln und gesungene Gebete, viele Besucher lauschten auf dem Teppich sitzend oder gaben Blumen als Opfergaben ab. Verpflichtende Kopfbedeckungen konnten am Eingang gratis geliehen werden.

Anschließend wollte er uns zu einem Markt fahren, wir wurden hellhörig. Schließlich fanden wir uns auf einer Couch wieder, tranken Masala Tee und ein freundlicher bärtiger Mann erklärte uns, wir seien seine Gäste und ich dachte nur an diese blöde deutsche Werbung „Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen”. Einen kleinen Teppich wollen wir unserem Vito schon mitbringen, aber aus Kaschmir muss er wirklich nicht sein. Wir bedankten uns und durften gehen. Sicher brachte uns unser Fahrer zurück zum Hotel und wir verabredeten uns für den nächsten Tag.

Am nächsten Morgen wartete der Fahrer für unsere Bonus Citytour Tag 2 am vereinbarten Platz. Bis zum Nachmittag fuhr er uns Quer durch die Stadt, von der Gandhi- Gedenkstätte zum Red Fort, einer Palast- und Festungsanlage aus der Epoche des Mogulreiches. Mit einer Fahrrad-Rikscha fuhren wir durch Old Delhi zur Freitagsmoschee Jama Masjid, die größte Indiens. Leider hatten wir ein bisschen schlechtes timing und erkundeten Old Delhi an einem Sonntag, alle Geschäfte waren geschlossen und es regnete. Vom typischen Trubel in den schmalen Gassen haben wir daher leider nur wenig mitbekommen.

Wir erreichten den spicy Markt mit seinen vielen Gewürzen. Als ich für ein Foto stoppte, sagte unser Radler gleich „Komm, Komm”, da er uns natürlich zu seinem Freund ein paar Häuser weiter bringen wollte. Eisern schauten wir uns nur um, wurden zum Glück aber auch nicht zu einem Kauf gedrängt. Begeistert war unser Rikscha Fahrer nicht. Wir vermuten, dass er bei einem Kauf natürlich etwas vom Kuchen abbekommen würde.

Weiter sollte es zu einem anderen Markt gehen. Nach 10 Minuten durch ein chaotisches Hupkonzert stoppten wir in einer Seitenstraße, wir schauten uns schon fragend an. Eine Tür öffnete sich und wir wurden gebeten einzutreten, es würde schöne Schmuckstücke geben. Mit Nachdruck sagten wir „Danke aber nein” und stiegen erst gar nicht aus der Rikscha aus. Das war uns wirklich nicht geheuer. Zum Glück wurde nicht diskutiert.

Anschließend besichtigen wir noch das Red Fort, obwohl wir das Gefühl bekamen eher die Attraktion zu sein. So ein großer, blonder Mann ist schon ein Selfi wert. Selbst ich mit meinen braunen Haaren gelte hier als blond und durfte posieren. Bis jetzt finden wir es ganz witzig. Nur wenn man einmal „ja” gesagt hat, trauen sich meist immer mehr zu fragen…

Am nächsten Tag wurden wir pünktlich von unserem Fahrer abgeholt, zum Bahnhof gebracht und fanden recht schnell unseren Zug.

„Erwarte das Unerwartete” hatten wir schon oft vorher gehört, wenn es um eine Reise nach Indien geht. Der Start in Indien war schon etwas aufregend, aber wir waren schließlich zufrieden und hatten eine super 1. Zugfahrt.