Workaway Chitwan

Nach der ca. Sechsstündigen holprigen Busfahrt, mit einmal umsteigen in einen Partybus, erwartete uns unser Gastpapa Tara bereits mit dem Motorrad. Dann ging es noch den letzten Kilometer zu dritt und mit drei Rucksäcken auf dem Motorrad zu seinem Haus. Das Haus lag in einer von Landwirtschaft geprägten Region im Süden von Nepal.

Zur Familie gehören eine Ziege mit drei kleinen 2 Monate alten Zicklein und einem noch recht jungen Wasserbüffel. Um das Haus herum baute die Familie Reis und Gemüse an, wovon sie sich ausschließlich ernährten.

Zu ganz besonderen Anlässen, vielleicht vier mal im Jahr, gab es auch mal Fleisch. Ansonsten gibt es morgens und abends Dal Bath (Reis mit Soße). Bei unserer Ankunft lernten wir die anderen Volunteers kennen. Anfangs waren wir noch 8 Volunteers, wobei wir nach 2 Tagen nur noch zu dritt waren. Tara gab uns sogar ein privates Zimmer. Wie wir feststellen mussten, gab es leider keine Matratze, nur eine Decke auf einer Holzkiste, welche unser Bett war. Nach ein paar Tagen merkten wir auch, dass uns die Hüften ganz schön weh taten. Wir kamen pünktlich zum Abendessen an. Wir saßen alle in der Küche auf dem Fußboden auf Strohmatten und die Frau Anjana hatte ein leckeres Dal Bath zubereitet.

Die anderen erzählten uns schon, dass wir das nach einiger Zeit nicht mehr so lecker finden würden, da es das Essen wie gesagt morgens und abends gab. Der nächste Tag ging recht entspannt los, wir konnten ausschlafen und um ca. 9:30 Uhr gab es dann Frühstück. Gegen Mittag hieß es dann mit den Ziegen auf die Weide gehen und aufpassen, dass die Kleinen nicht ausbüxen. Da es im Winter nicht so viel Feldarbeit gibt, gab es auch weniger zu tun. Außerdem ist es im Winter bis ca. 10:00 Uhr total neblig und kalt, warum alle lieber länger im Bett bleiben, da es ja auch keine Heizung oder Ähnliches gibt.

Da der nächste Tag ein Samstag war, hatten alle frei und wir machten zu dritt eine Tour durch den Dschungel. Auch für Tara war es der einzige Tag in der Woche den er frei hatte. Tara empfahl uns einen bekannten Guide. Wir fuhren mit dem Moped (Franzi und Ich bekamen ein eigenes) bis zum Haus des Freundes.

Von dort ging es noch 10min zu Fuß bis zum Wald. Bevor es in den Dschungel ging erklärte unser Guide uns die Verhaltensregeln, wenn wir auf ein Nashorn oder einen Tiger treffen sollten. Bei einem Nashorn im Zick Zack weglaufen und wenn möglich auf einen Baum klettern. Bei einem Tiger, dem Tiger in die Augen schauen und langsam rückwärts gehen. Dann ging es in den Wald und nach dieser Ansprache waren wir schon ein bisschen aufgeregt. Anfangs sahen wir vor allem sehr viel Nashornkot und auch einige Tigerspuren im Sand. Eine Horde Affen machte um uns herum krach und warnte die anderen Waldbewohner. Sie sprangen wild von Ast zu Ast. Einige Zeit später hieß es Schuhe aus und barfuß durch einen Fluss.

Etwas später kamen wir dann an einem großen Fluss an, dort entdeckten wir drei sich sonnende Krokodile.

Die Tour ging außerdem des Öfteren durch Langgras, welches über 2m hoch wird. Die Situation erinnerte mich an Szenen aus Dokumentarfilmen, wenn Löwen in der Serengeti auf Beutezug sind. Zum Glück trafen wir an diesem Tag auf keinen Tiger. Aus der Ferne konnten wir einige Hirsche sehen und sogar einen Elefanten.

Dann ging es wieder tief in den Wald und nach kurzer Zeit sahen wir dann auch das erste Nashorn. Ein wirklich großes Tier und auch sehr respekteinflößend. Das Nashorn bemerkte uns, schaute uns an und machte einige Schritte auf uns zu. Unser Guide sagte nur “run run”. Also rannten wir unserem Guide hinterher. Als wir wieder in sicherer Entfernung waren, mussten wir erstmal tief durchatmen, da einem in dieser Situation schon ganz schön die Pumpe geht. Wir konnten uns das Nashorn noch ansehen, bevor es im Dickicht verschwand.
Auch das nächste Nashorn ließ nicht lange auf sich warten. Plötzlich wurde das Nashorn irgendwie aufgescheucht und es hieß wieder “run run”. Dann bemerkten wir, dass ein Nepalese auf einem Elefanten angeritten kam und das Nashorn deswegen so aufgebracht war.

So ging ein aufregender Tag vorbei, an dem wir ehrlich gesagt nicht immer das Gefühl hatten, unser Guide wusste genau was er tut.
Die Arbeit der nächsten Tage war immer ähnlich, bis auf dass ich für Tara einen Grundriss für seine Erweiterung des Hauses planen sollte. Er wollte nämlich drei weitere Räume bauen.

Am Montag war dann Silvester und Tara fragte uns, ob wir etwas bestimmtes machen wollen. Wir entschieden uns für gemütlich am Feuer sitzen. Wir kauften uns dazu noch ein bisschen Vodka, sowie Bier und hatten so einen netten Abend, mit viel kulturellem Austausch. Da es Silvester in Nepal nicht gibt, bekam man auch sonst eigentlich nicht viel vom Jahreswechsel mit. In Nepal ist bereits das Jahr 2075 und das neue Jahr startet hier im April.
In den nächsten Tagen baute ich noch einen Tisch komplett aus Bambus und Schnüren. Das einzige Werkzeug was ich hatte, war mein Taschenmesser.

Franzi durfte einen Tag mit in die Schule von Tara, denn Tara war beruflich Lehrer.

Am Silvesterabend erzählte uns Tara auch, dass er noch nicht einmal 200€ im Monat verdient und damit die ganze Familie ernähren muss. Er würde gerne mal nach Europa, da er unter anderem dort auch Verwandte in Frankfurt hat. Dies ist aber nicht so leicht möglich, da er von seinem Gehalt so gut wie nichts sparen kann, um sich einen Flug leisten zu können.

Der 9-jährige Sohn Ananta war sehr aufgeweckt und hatte viel Gesprächsbedarf. Durch die vielen Volonteers lernte er auch sehr gutes Englisch. Die Tochter Akriti (13) war da eher zurückhaltender.
Wir hatten eine sehr schöne Woche bei der Familie, auch wenn es mit der Körperhygiene nicht immer ganz einfach war.

Ross hat Reismehl für das Fladenbrot hergestellt.

Franzi wäscht unsere Wäsche auf traditionelle Art.

Eine wirklich authentische und herzliche Woche ging zu Ende. Obwohl wir insgesamt nur 2,5 Wochen in Nepal hatten, waren wir sehr glücklich, da wir die Zeit sehr intensiv verbringen und viele Eindrücke sammeln konnten.