Poon Hill Trek
Von Kathmandu nach Pohkara sind es läppsche 200 Kilometer. Da nur ganz wenige Straßenabschnitte ausgebaut sind und Nepal eigentlich nur aus Schotterstraßen besteht brauchten wir über 6h mit unserem Miniauto, der ein ganz schöner Flitzer war.
Eigentlich wollten wir mit einem großen Bus fahren, welches als sicherere Variante gilt, abends im Hostel wurde uns jedoch erklärt, dass unser Glückstag wäre und wir uns mit jemandem die Fahrt teilen könnten. Tja „Nein” sagen fällt manchmal schwer und so mussten wir einige rasante Überholmanöver mitansehen. Aber nach kurzer Zeit hatten wir uns an den Fahrstil gewöhnt und wurden vom Gerüttel der Schlaglöcher in den Schlaf gewogen, so verging die Zeit doch recht schnell. Die LKWs sind hier richtige Kunstwerke, welche durch kreativen Einsatz der Warndreiecke verschönert werden.
In Pohkara bereiteten wir unseren Trekkingausflug vor. Zuerst mussten wir die offizielle Stelle finden, in der wir die sogenannte TIMS card und eine Wandererlaubnis kaufen können. Nachdem wir insgesamt 8 Passfotos und 40 Euro pro Person losgeworden sind, versorgten wir uns noch mit Snacks und Wasser für die nächsten Tage. Das Nötigste wurde eingepackt, den Rest konnten wir im Hostel lassen.
Am Morgen des 22.12. fuhren wir mit dem Bus 2 Stunden bis Birethanti auf 1025m. Nachdem wir am Checkpoint unsere TIMS card gezeigt hatten und in die Bücher aufgenommen wurden, startete unsere erste Tagesetappe. Insgesamt 4 bis 5 Tage hatten wir uns vorgenommen, um den Poon Hill Trek zu wandern.
Einigen wenigen Wanderern sind wir begegnet, aber ansonsten läuft man in der Nebensaison sehr abgeschieden durch die Natur. Viele viele Treppenstufen später brannten uns die Beinmuskeln und wir erreichten nach circa 4 Stunden Ulleri mit 2005m. Durch einen kleinen Zwischenfall mussten auch einige 100 Stufen nochmal genommen werden. Remo hatte seine Mütze bei einer Verschnaufpause liegen lassen. Da sie uns bereits auf der ganzen Reise begleitet hat, konnte ich sie dort nicht einfach zurücklassen. „Mein Weihnachtsgeschenk für Remo“, stellte er fest.
Das Zimmer in Ulleri bekamen wir für Lau, im Gegenzug sollten wir dort abendessen und frühstücken. Wenn man ohne Guide unterwegs ist, werden in der Nebensaison gerne solche Deals gemacht. So stärkten wir uns erstmal und wärmten uns am Feuer.
Trotz dehnen am Vorabend, waren wir am Morgen ganz schön gerädert. Und die zweite Tagesetappe startete auch wieder mit unzähligen Treppenstufen. Schwatzend und mit einer Leichtigkeit überholten uns die Porter oder auch Sherpas genannt, deren Job es ist für Gäste das Gepäck durch die Berge zu schleppen, leider für einen Hungerlohn.
Dann wurde es immer grüner um uns herum und entlang eines Flusses kamen wir auch an einigen kleinen Wasserfällen vorbei. Nach 8km erreichten wir Ghorepani auf 2800m.
In unserer Unterkunft war es verdächtig ruhig und wir wunderten uns schon. Als einige Wanderer vorbeizogen, warfen wir einen Blick auf unsere Karte und bemerkten, dass das Städtchen sich bis auf die andere Seite des Berges zog und dort Unterkünfte mit den Namen „Super Ausblick” lockten. Also nahmen wir unseren Bambuswanderstock in die Hand und schleppten uns nochmal 70 Höhenmeter nach oben, um dann mit einem Wahnsinnsblick auf die schneebedeckten 8000der belohnt zu werden. Während des Sonnenuntergangs konnten wir das Himalayaglühen beobachten.
Man beachte die Flagge von Nepal, die einzige Nationalflagge der Welt, die mehr als vier Ecken besitzt. Die Zipfel symbolisieren die Bergspitzen des Himalayas.
Morgens 6 Uhr im Mondschein nahmen wir die letzten Stufen auf uns und erreichten pünktlich zum Sonnenaufgang den Poon Hill mit 3200m. Bei heißer Schokolade genossen wir die Aussicht.
Nach dem Abstieg vom Poon Hill und Frühstück wanderten wir beide passend zum festlichen Anlass, ein bisschen wie Maria und Josef weiter durch die schöne Landschaft, nur ohne Baby und Esel. Einige Maultiere sind uns auf dem Weg aber begegnet.
Heiligabend verbrachten wir dann in der Nähe von Tadapani, irgendwo im nirgendwo, mit Blick auf das Örtchen Ulleri und die imposanten Schneeberge. Beeindruckend, wenn man ins Tal blickt und merkt, welche Distanz man schon zurückgelegt hat.
Remo machte sich an mein Weihnachtsgeschenk. Erkennt ihr, was er mir schnitzt? Er hat mich ein bisschen an den Michel aus Lönneberga erinnert.
In unserer Unterkunft mitten am Berghang waren wir die einzigen Gäste die einkehrten. Bei unserer Ankunft wurde das Büffelfleisch gerade verarbeitet. So aßen wir zu Abend, während der Büffel am Feuer zu Trockenfleisch wurde. Andere Länder, andere Sitten.
Am vierten Tag ging es die meiste Zeit nur bergab, welches nicht unbedingt unanstrengender war. In Ghandruk hatten wir ein letztes Mal einen schönen Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel.
Leider war unser Gastgeber gar nicht so gastfreundlich, wie wir es von den anderen gewohnt waren und übernacht bekam ich es mit dem Magen, sodass ich mich zum Ende unserer Wanderung noch richtig unwohl fühlte. Zudem kam hinzu, dass sich durch die kalte, trockene Luft unser Gesicht in schuppige Lederhaut verwandelt hatte. So litt ich etwas auf unserer letzten Etappe. Von Kimche aus fuhren wir zuerst mit einem Jeep bis Nayapul, wo wir am Checkpoint ausgetragen wurden und anschließend mit dem Bus 2h zurück nach Pohkara. Nach einer halbwegs warmen Dusche, einer fetten Schicht Creme im Gesicht und etwas Schlaf ging es mir schon besser.
Da wir in Südamerika schon einprägsame Erfahrungen mit Höhen über 4000/5000m gemacht hatten, waren wir zufrieden, dass wir uns gegen das bekannte Annapurna Base Camp auf 4200m entschieden hatten. Der Poon Hill Trek war wirklich das Richtige für uns gewesen, ein Wanderweg, den wir einfach genießen konnten und sicher ein Weihnachtsfest, dass wir nie vergessen werden.