Sa Pa

Früh morgens 6.30 Uhr ging es mit dem Bus 5,5h nach Sapa in die Berge im Norden Vietnams. Wir buchten ein Zimmer bei einer Hmongfamilie. Die Hmongs sind ein kleines Völkchen mit einer eigenen Sprache und Kultur, die in den Bergen leben.
Das Haus verbarg sich hinter einer Schule, welche natürlich gleich das Interesse von Franzi weckte.

Als wir bei der Familie ankamen, wurden wir gleich herzlich mit einem Tee empfangen. Die Kommunikation war schwierig, da keiner Englisch sprach, bis abends der Hausherr kam. Aber man konnte sich auch mit Händen und Füßen verständigen. Das Haus in dem wir schliefen, wurde erst vor drei Monaten errichtet. Die angrenzende Küche war noch sehr ursprünglich, wobei das Haus auch im traditionellen Stil, in einer regionalen Holzkonstruktion gebaut  wurde. In der Küche kochte und brutzelte es überall. In einem großen Topf wurde gerade Reisschnaps gekocht.

Wir erfuhren, dass genau an diesem Abend eine Einweihungsfeier für das neue Haus stattfinden soll und wir zusammen mit der ganzen Familie dazu eingeladen sind. Auf einmal fing etwas heftig an zu quieken. Als ich durch die Tür nach draußen schaute, sah ich wie ein kleines Ferkel geschlachtet wurde. Mit dem Messer wurde dem Ferkel ohne Betäubung direkt in die Kehle gestochen. Es kam mir sehr brutal vor, aber so läuft das eben hier auf dem Land.

In der Küche liefen die ganze Zeit zwei super kleine niedliche Katzen herum. Auch draußen gab es überall freilaufende Schweine und Hühner und kleine Küken.

Die Familie hatte zwei Söhne und eine kleine Tochter, die sehr an uns interessiert waren und keineswegs schüchtern. Die kleinen Mädchen wollten gerne Popstars werden und sangen die ganze Zeit in ein Mikrofon. Wir mussten natürlich auch unser Talent auf die Probe stellen. Da das einzige englische Lied, welches die Kleinen konnten Happy Birthday war, sangen wir auf unterschiedlichsten Sprachen dieses Lied, obwohl niemand Geburtstag hatte. Die Jungs spielten draußen ein Spiel mit Plastikdeckeln.

Nach und nach kamen immer mehr Familienmitglieder und das Haus wurde immer voller. Es gab auch noch zwei sehr nette Franzosen, die in dem Homestay übernachteten. Als dann das Essen fertig war, setzten sich alle an den reich gedeckten Tisch. Es gab Fleisch vom vorher geschlachteten Ferkel und einer der Verwandten brachte noch ein bisschen Fleisch vom Wasserbüffel mit. Außerdem gab es Zucchini und ein Kraut, welches aussah wie Farn. Dieses pflückten sie im Wald.

Dazu gab es natürlich Reis, denn wir waren ja in der Reisregion in Vietnam schlechthin. Überall gab es wunderschöne Reisterrassen, wie man sie aus dem Reisekatalog kennt. Wir waren zwar nicht in der Zeit da, wo alles grün ist, es war dennoch sehr schön.

Das Essen wurde natürlich mit Stäbchen gegessen, was für uns allerdings kein Problem war, da wir uns bereits in Deutschland schon oft mit Stäbchen ausprobiert hatten, trotzdem bekamen wir noch zusätzlich Löffel. Zum Essen gab es dann auch den vorher gekochten Reisschnaps. Er war sehr streng und schmeckte anfangs nicht sehr gut. Wenn man allerdings genug davon getrunken hatte, ging das schon und das passierte ziemlich schnell, denn es wurde ca. alle 2 min. angestoßen. Man kam gar nicht zum Essen. Prost heißt auf Hmong übrigens „Tsam khob“. So verbrachten wir einen super coolen Abend mit der Familie. Es waren bestimmt 20 Leute und eine ganze Menge Kinder. Die Runde wurde schnell immer lustiger und lauter und nach und nach verschwanden die Leute, wenn sie genug Alkohol getrunken hatten. Ich denke mal es lag vor allem an der Statur, dass die Leute viel schneller betrunken waren, als der Franzose und ich. Franzi und die Französin hielten sich beim Schnaps eher zurück. Interessant war es auch, dass es nur Dinge zu essen und zu trinken gab, welche selber angebaut oder gehalten wurden. Es gab nichts Gekauftes. Als dann so gut wie alle nach Hause gegangen waren, saßen wir noch mit den beiden Franzosen und zwei weiteren Franzosen, welche erst später ankamen, draußen und erzählten. Der eine Franzose holte noch einen Schnaps heraus, den er im Süden Vietnams gekauft hatte. Ich dachte erst ich guck nicht richtig, als ich in der Flasche eine Kobra und einen Skorpion entdeckte.

Es sah schon ein bisschen eklig aus, aber der Franzose bestand darauf, dass ich es einmal probieren sollte. Ich kann nicht wirklich beschreiben, wie es schmeckte, es war auf jeden Fall sehr starker Alkohol, der auch ein bisschen scharf war. Ganz schön beduselt ging es dann ins Bett.
Am nächsten Tag ging es nach dem sehr guten Frühstück, (Eierkuchen mit Banane) mit dem Hausherren auf eine Tour durch die alten Dörfer und Berge mit den Reisterrassen.

Dort konnten wir unter anderem auch das Kraut sehen, welches es den Tag zuvor zum Abendessen gab.

Wir waren auch in einem Dorf, welches unserer Meinung nach extra für die Touristen hergerichtet wurde. Allerdings war es sehr schön und man konnte sehen wie sich der Ort, durch den Tourismus gewandelt hat und auch alte traditionelle Verarbeitungsmetoden des Reises kennenlernen. Es wurde viel mit dem Element Wasser gearbeitet, so z.B. auch eine Art Mühle, welche automatisch den Reis zerkleinerte, indem Wasser in eine Art Wippe geflossen ist und so einen Balken anhob und wieder fallen ließ.

Nach der Tour hieß es dann Abschied nehmen und wieder 5,5 h zurück nach Hanoi.
Abend halb neun kamen wir dann in Hanoi an. Normalerweise fahren einem die Busunternehmen direkt zum Hotel. Uns wurde jedoch mitgeteilt, dass am Wochenende die Straßen in der Altstadt für Autos gesperrt sind. Da es nicht so weit zu unserem Hostel war, gingen wir mit unseren Rucksäcken zu Fuß. Wir merkten gleich, dass extrem viel auf den Straßen los war. Als wir in den autofreien Bereich kamen, war alles voller Menschen und kleinen Verkaufsständen. Die Leute tanzten auf der Straße, als wäre ein großes Festival, doch es war einfach nur Wochenende.

Nachdem wir uns durch die Menschenmassen gekämpft hatten, legten wir unsere Rucksäcke im Hostel ab und suchten uns erstmal etwas zu essen. Als ich ein Restaurant entdeckte in dem sie die Bundesliga live übertrugen, war klar da gehen wir rein. Sie zeigten leider nur das Bayern – Bremen-Spiel, in dem auch noch die Bayern gewonnen hatten (Dortmund allerdings auch 😉 ), aber es war toll mal wieder deutschen Fußball zu sehen. Vollgefuttert, wollten wir dann noch ein bisschen durch die Straßen laufen, als wir feststellten, dass schon alles vorbei war und die Stände abgebaut wurden. Naja wir wären gerne noch ein bis zwei Tage länger geblieben, doch unser freies Visum lief am nächsten Tag ab und so ging es zurück in den Norden Thailands.