Nördlich von Auckland

Nun sind wir schon 3 Wochen in Neuseeland und crusen mit unserem Campervan durch die wunderschöne Natur der Nordinsel, vorbei an Schafsherden mit kleinen Lämmchen, traumhaften Buchten und dschungelartigen Wäldern. An jeder Ecke kommt man ins Staunen und schon die Fahrt mit dem Van ist ein Abenteuer, denn hier wird auf der linken Seite gefahren, aber spulen wir erstmal zum Anfang zurück:

Tag 1- Am Dienstag, den 28.08., ging ganz früh unser Flieger von Santiago nach Auckland. Zum Glück hatten wir im Gespräch mit Remos Eltern noch geschnallt, dass 1:50 Uhr bedeutet wir müssen schon Montag Abend zum Flughafen. Das wäre es noch gewesen, wir sind schon manchmal verplant. Die letzte Nacht in unserer AirBnB Wohnung ließ sich zum Glück ganz leicht stornieren. Am Flughafen lief dann alles am Schnürchen. Wir mussten sogar unser Weiterreiseticket nach Sydney vorweisen. Mit einer Boing 787 und Fensterplatz für Franzi flogen wir 13h über den sehr großen Teich, mit Getränkeservice, wirklich leckerem Abendbrot und Frühstück mit Wahlmöglichkeit, sogar Mangoeis konnte man sich jeder Zeit holen. Also Daumen hoch für die LATAM Airline.

Die Einreise und Passkontrolle lief fix, bevor wir den Flughafen verlassen konnten, wurde unser Gepäck nochmal gescannt und unsere Sohle von unseren Wanderschuhen begutachtet. Die Kiwis, wie sich die Neuseeländer nennen, nehmen es verständlicherweise ganz genau, damit Neuseeland auch so wunderschön bleibt. Danach haben wir uns erstmal eine Handykarte besorgt. Unser neues Zuhause für die nächsten 2 Monate konnten wir erst um 10 Uhr abholen, so planten wir in der Zwischenzeit unsere Route für den Norden.

Nach einem Großeinkauf im Supermarkt (nun wieder mit einer riesen Auswahl, die uns leicht überfordert hat), sowie Stopp im Angelladen (auf das wir viel frischen Fisch am Haken haben werden) ging’s zum ersten Campingplatz. Dank der App Wikicamps war schnell ein geeigneter Ort gefunden, nur war der auf Grund der letzten Regentage überflutet. Mit Hilfe des Kanadiers Patrick, der uns netterweise den Code für das Zahlenschloss des kostenpflichtigen Campingplatzes gab, fanden wir noch einen super Stellplatz. (Manche Campingplätze funktionieren mit Selbst check inn, online bezahlen und in diesem Fall Code erhalten. Nur gab es mit dieser Seite administrative Probleme, wie uns die Ranger am nächsten Tag genervt schilderten. Für uns bedeutete dies 2 kostenlose Nächte. Juhu) Erst am nächsten Morgen bei Tageslicht erblickten wir die grasgrünen Weiden, sowie das Meer mit Blick auf die Skyline Aucklands und merkten, dass wir direkt in einem Vogelparadies stehen. Von allen Seiten kam das exotische Gezwitscher.

Nach dem Frühstück starteten wir erstmal eine Rettungsaktion. Auch hier auf der Wiese war es stellenweise der matschig, der Abiturienten aus Sachsen hatten sich komplett festgefahren. Wir genossen es endlich in unserer eigene Küche zu kochen, zauberten für die ersten Tage Käse-Lauchsuppe oder eine Muschelsoße mit Pasta. Zusammen mit Patrick sammelten wir bei Ebbe die Muscheln vom Strand, über Nacht ließen wir sie in Salzwasser liegen, da sie Sand etc. ausscheiden, am nächsten Tag kochen, man sagt, die Muscheln die von alleine aufgehen sind genießbar, in einigen war sogar nur Sand drin, dann das Muschelfleisch raustrennen und in Butter dünsten, fertig! So saßen wir bei einem Regenschauer zu dritt in unseren Van. Ich bin ja sonst kein Meeresfrüchtetyp, aber das war wirklich lecker.

Am Nachmittag wanderten wir durch den Shakespeare Regional Park. Der Pfad führte direkt über die grünen Weiden mit Schafen. Hier beginnt gerade der Frühling. Wir können also zusehen, wie die Natur aufblüht. Überall liefen kleine Lämmer umher und wir konnten sie beim Spielen beobachten. Am nächsten Tag spazierten wir zum Pink Beach mit einer beeindruckenden Steilküste. Im Gepäck hatten wir natürlich wieder die Angel, aber leider noch keinen Biss.

Mittlerweile ging uns unser Leitungswasser aus und wir schimpften schon über die Vermietung, uns einen halbleeren Wassertank zu geben. Beim Auffüllen mussten wir uns jedoch eingestehen, dass wir anscheinend wirklich die vollen 45 Liter verbraucht hatten. Auwei- so wurde uns mal schön unser Wasserverbrauch vor Augen gehalten. Ab sofort wird ganz sparsam abgewaschen.
Am 4. Tag erreichten wir den Ocean Beach. Zwar gab es dort nur Dixiklos, die Anlage war jedoch sehr gepflegt (wie alles in Neuseeland) und so war es völlig ausreichend für eine Nacht. Das Wildcampen ermöglichte uns nur 100m vom Strand entfernt zu parken, so hörten wir abends im Bett noch das Rauschen des Meeres. Die Nächte wurden manchmal noch richtig frisch, aber in den ausgeliehenen Schlafsäcken ließ es sich ganz wunderbar schlafen.

Auf dem Parkplatz waren auch nur 4 Plätze als sogenannte selfcontainted Plätze ausgewiesen, d.h. selbstversorgend mit Wasser und Toilette, unser Van hat den notwendigen Sticker, da wir ein mobiles Klo dabei haben. Wir schätzen uns glücklich in der Nebensaison unterwegs zu sein, um nicht auf der Jagd nach den besten Stellplätzen sein zu müssen.
Nachdem wir über einige Felsen geklettert waren konnte Remo in einer atemberaubenden Naturkulisse angeln.

Auf der Halbinsel Whangerei machten wir unsere erste richtige Wanderung, die größer wurde als gedacht, 800 Höhenmeter, immer wieder hoch und runter. Nach einem Angelstopp in der Oeach Cove (Die Angel war fortan Remos täglicher Begleiter) und 1000 Treppenstufen wieder nach oben, erreichten wir den Gipfel und hatten einen Wahnsinnsrundumblick. Nach einem Cornflakessnack ging es weiter, obwohl wir nach 5h wandern gern einfach dort geblieben wären, war dies nur ein 24h Stellplatz. Also parkten wir 20km weiter am Ufer und Franzi meisterte ihre erste Links-Fahrt.

Meistens fahren wir nicht länger als 2-3 Stunden, so auch zum Tokerau Beach. Den Stellplatz erreichte man über eine kleine Schotterstraße und stand direkt hinter den Dünen mit Blick aufs Meer. Perfekter langer Strand an dem ich endlich mal joggen ging und Remo das erste Mal mit Fischköder angelte, den er von einem netten Neuseeländer am Strand bekam. Die Kiwis sind wirklich sehr aufgeschlossen, sprechen uns oft an, fragen wo wir herkommen und sind immer hilfsbereit. Am nächsten Morgen dann endlich der erste Biss, ein Kahawai. Da Remo zum Auswerfen ziemlich weit ins kühle Nass muss, war das eine gute Belohnung und unser Abendbrot gesichert.

Unser Weg führte immer weiter Richtung Norden. Da es hier ziemlich touristisch ist, gab es nur kostenpflichtige Stellplätze, aber auch dieser lag wieder in einer wunderschönen Bucht. Dort trafen wir erneut auf unseren Kanadier Patrick, der sein Zelt gerade aufgebaut hatte.

Am nächsten Tag wanderten wir zum Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt von Neuseeland. Direkt an der Küste entlang, erst 200m hoch und runter und weil’s so schön war noch einmal, immer mit Blick auf unsere Bucht, die steilen Klippen und unser Ziel, den Leuchtturm. Nach 2h erreichten wir den Punkt, an dem das Tasmanische Meer und der Pazifik zusammentreffen. Hier kann man einen spannenden Tanz der Wellen beobachten, wie die Maori sagen. Zudem zählt das Cape Reinga zu einem wichtigen spirituellen Ort, an dem die verstorbenen Seelen nach Hawaiki übergehen (die spirituelle Welt der Ahnen der Maori) Ein wirklich schöner Gedanke hier seinen Frieden zu finden.

Der Wegweiser am Leuchtturm zeigte an, dass wir nur 1975 km von Sydney entfernt waren. So nah war ich Claudi, einer ehemaligen Austauschschülerin aus Argentinien, die so mutig war nach Australien auszuwandern, sehr sehr lange nicht. In 1,5 Monaten gibt es auch dort nach circa 11 Jahren ein Wiedersehen. Wir freuen uns schon sehr auf ein bekanntes Gesicht in der Ferne.
Zufällig besichtigte auch Patrick das Cape und so nahmen wir gern das Angebot der Rückfahrt zum Campingplatz entgegen. Nach einer Kaffeepause bei Patrick im Zelt (mittlerweile können wir uns im Van auch Kaffee zaubern) verabschiedeten wir uns erneut, weiter Richtung Süden, mal sehen ob es ein Wiedersehen geben wird. Die Fahrt führt uns über unzählige Serpentinen, entlang von Dschungel, in dem Farne Bäume sind, zu einer Bucht in einem Fjord. Spät abends als die Ebbe kam und das Wasser zurück ins Meer floss, schwammen die Fischschwärme direkt vor unserer Nase, wie in einer Zucht und Remo zog einen nach dem anderen raus, aber leider waren sie zu klein.

Der nächste Tag startete mit tiefhängenden Wolken über dem Wasser- mystisch schön. Nach zwei Stunden erreichten wir den Waipoua Forest, in ihm wachsen drei Viertel der erhalten gebliebenen Kauribäume Neuseelands. In der Nähe unseres Campgrounds führt ein kurzer Kauri-Walk am Fluss entlang. Über rutschige Wurzeln und vorbei an Riesenfarnen entdeckten wir die ersten dicken Stämme der Kauris, nicht ahnend, dass dies nur die Kleinen, dieser Art sind. Ein paar Kilometer weiter ragt der Kauri aller Kauri in den Himmel empor. Tane Mahuta ist der älteste und größte Kauri des Landes. Mit einem Umfang von 13 Metern stand der gewaltige Riese vor uns, unbegreiflich, damit hatten wir nicht gerechnet. Da Kauris hier von einer Krankheit bedroht sind und diese über Erde und Dreck übertragen wird, heißt es vor dem Besuch des Waldes Schuhe putzen und desinfizieren.

Findet Remo 😉

Irgendwo im Nirgendwo feierten wir dann in meinen Geburtstag rein und ich wurde mit Wimpeln und Torte überrascht, natürlich wurde gleich probiert. Am nächsten Morgen wurde erstmal in der Sonne gefrühstückt, bevor wir uns ins heutige Abenteuer stürzten – ein Höhlenbesuch mit Glühwürmchen stand auf dem Programm. Wir parkten direkt vor der Waipu Cave. Als wir endlich aus de Pötte kamen, strömten gerade ein paar laute Teenies in die Höhle, so genossen wir erstmal noch ein bisschen die Sonne. Mit Kopflampen, wasserfesten Sandalen und Remos neuen Anglergummistiefel ausgerüstet ging es rein ins dunkle Abenteuer. Über Steine im Wasser, Felsen und auch gebückt durchs knietief Wasser erreichten wir das Innere der Höhle. In dem Moment als wir gerade zweifelten, ob hier wirklich Glühwürmchen sind, gewöhnten sich unsere Augen an das Dunkle und tausende türkisschimmernde Sterne funkelten über uns – als hätte jemand zu meinem Geburtstag extra viele Kerzen angezündet. Dieser Moment wird sicher ein besonderes Highlight auf der Reise für uns bleiben.

 

 

Das Wasser des Flusses, der durch die Höhle führte machte einen sauberen Eindruck, sodass ich keine Bedenken hatte. Jedoch kurz bevor wir die Höhle verließen entdeckte Remo einen sich schlengelnden Aal im Wasser- ich bin ja immer noch der Meinung es handelte sich um eine gefährliche Wasserschlange. Leicht panisch stolperte ich an den matschigen Rand. Zum Glück passierte dies erst am Ende unseres Ausflugs, sonst hätte ich mich vielleicht nicht mehr überwinden können ins kühle Nass zu gehen und die wunderschönen Glühwürmchen verpasst.

Anschließend ging es weiter nach Auckland, der größten Stadt Neuseelands und drittlebenswertesten Stadt der Welt. Remo erinnerte es an Kopenhagen, sehr moderne Stadt vom Wasser umgeben. Louise informierte uns auf einer Free walking Tour sehr humorvoll Rund um die Stadt und Neuseelands Kultur. 12% der Bevölkerung sind Maori. Mittlerweile wird viel für den Erhalt der Maori Kultur und Sprache getan, zum Beispiel mit Maori Kindergärten, zweisprachigen Schildern an vielen Ecken, sogar bestimmte Wörter sind im täglichen Sprachgebrauch der Kiwis verankert. Nach viel Natur, sorgte so eine schicke Stadt mal wieder für gute Abwechslung.