La Paz
Copacabana verließen wir am Mittag. Mit dem Bus ging es über die Berge entlang des Titicacasees, bis die Halbinsel auf der wir uns befanden zu Ende war. Dort hieß es Aussteigen, ein Ticket kaufen und mit dem Boot auf die andere Seite übersetzen. Auch unser Bus wurde mit einer Fähre oder sollte ich sagen Holzfloß auf die andere Seite gebracht. Es sah sehr lustig aus, als der Bus auf dem kleinen Floß stand.
Dann ging es 2,5 h weiter bis nach La Paz auf einer recht flachen Ebene, nur dass sich diese Ebene auf über 4000m befand. Wir fuhren in El Alto in die Stadt herein. El Alto ist eine La Paz vorgelagerte Stadt, welche mittlerweile sogar größer als La Paz ist. Es gibt allerdings auch keinen Übergang zwischen den beiden Städten, da sie zusammengewachsen sind. El Alto liegt auf den Plateau auf 4100m und La Paz im Tal auf 3600m. Als wir mit dem Bus ins Tal fuhren hatten wir einen sehr guten Blick auf die Stadt, wie in einem Kessel und am Ende der ca. 6500m hohe Illimani. Der Bus ließ uns an einem Friedhof heraus und wir wunderten uns, warum er denn nicht zum Busbahnhof fahren würde. Naja wir stiegen aus und das Handy sagten uns, dass es noch eine halbe Stunde zu Fuß wäre. Wir überlegten kurz, ob wir ein Taxi nehmen sollten oder laufen. Als wir so schnell kein Taxi fanden und auch den Grund dafür sahen, da die Straßen hoffnungslos verstopft waren, entschieden wir uns für den Fußmarsch. Es stellte sich heraus, das es eine wirklich schöne Strecke war, denn sie ging nur bergab und führte entlang der riesigen bunten Straßenmärkte von La Paz. Unser Hostel war super zentral gelegen und wir hatten einen wunderschönen Ausblick von unserem Bett. (Auch wenn die 5 Etagen und die dünne Luft jedes Mal echt anstrengend waren)
Am ersten Tag war nicht mehr all zu viel Zeit und wir suchten uns am Abend etwas zu essen. An der Hauptstraße sahen wir ein sehr schickes Restaurant und Franzi meinte gleich, es sei bestimmt teuer. Als wir eintreten wollten, sagte man uns, dass es erst um 19:00 Uhr geöffnet sei. Da es bereits 18:30Uhr war drehten wir noch eine Runde um den Block und gingen pünktlich herein. Als wir in die Karte sahen, fanden wir recht gute Preise (ein Essen so um die 10€), allerdings muss man sagen, dass diese Preise für Bolivien schon sehr hoch sind. Da Franzi aber gerade in Puno wieder mit dem Magen hatte, dachten wir uns wir gönnen uns das mal. Es war das beste Essen auf unserer Reise. Wir entschieden dann jeden Abend dort zu essen. Mein Highlight war die Lammkeule 8h gegart.
Der zweite Tag sollte wieder wie in jeder großen Stadt mit einer Free Walking Tour beginnen. Die Tour startete am kuriosesten Gefängnis überhaupt. Es ist ein Gefängnis mitten in der Stadt, welches einen Straßenblock einnimmt.
Innen ist es wie eine eigene Stadt organisiert. Es gibt mehrere Viertel, Einkaufsmöglichkeiten, eine KITA uvm. In dem Gefängnis gibt es keine Polizei. Es wird verwaltet durch die Bandenbosse. Nur draußen vor der Tür steht Polizei. Das Verrückte ist, dass die Insassen mit ihren Ehefrauen und Kindern im Knast leben. Die Frauen und Kinder sind freiwillig dort und können jederzeit rein und raus. Alle, auch die Polizei, sind natürlich super korrupt. Bis 2006 konnte man wohl noch geführte Touren durch das Gefängnis machen. Unser Guide mahnte uns gleich, sollte uns jemand ansprechen, ob wir eine Tour ins Gefängnis machen wollen, auf jeden Fall ablehnen, da es illegal ist und wohl einige Touristen so schnell nicht mehr herausgekommen seien, erst nach dem sie eine beträchtliche Geldsumme an die Bosse und die Polizei gezahlt hätten. Die Tour führte weiter über unterschiedlichste Märkte, wo wir etwas aßen und tranken und auch an einem Hexenmarkt. Auffällig waren gleich die vielen toten Lamababies und Lamaembryos.
Unser Guide erzählte uns, dass man die Lamababies im Fundament seines Hauses als Opfergabe vergräbt, damit das Haus lange hält und Glück bringt. Er sagte uns auch, dass so ein Lamababy nur für kleine Häuser funktioniere. Bei den großen Gebäuden werden wohl immer noch Menschen für Muttererde geopfert. Ich kann es allerdings bis jetzt noch nicht glauben, jedoch erzählte er es mit so einer Ernsthaftigkeit, dass es wahr erschien. Er sagte es werden meist obdachlose Menschen, Alkoholiker, Drogenjunkies, Menschen ohne Familie, die keiner vermisst, meist nachts von der Straße entführt. Die Menschen werden dann mit 96% Alkohol betäubt und lebendig in der Baugrube verbuddelt. Abgefahren, keine Ahnung, ob dort Wahrheit drin steckt.
Regierungsgebäude
Präsidentenpalast
Am dritten Tag, nachdem wir ordentlich ausgeschlafen hatten (Ich musste mich bisschen erholen, da ich mich vermutlich im arschkalten Puno erkältet habe), gingen wir zu einem riesigen Straßenfest, welches direkt vor unserer Haustür stattfand. Wir hatten erst Angst, dass es gleich vorbei sei, da wir erst gegen Mittag rauskamen. Es sollte allerdings noch bis Mitternacht gehen. Das Fest war ein, von den Universitäten organisiertes Folklorefestival, welches jedes Jahr stattfindet. Entlang der Straße waren Stühle aufgereiht, auf den wir uns einen Platz suchten. (War natürlich nicht gratis) Wir schauten bestimmt 2 oder 3 Stunden dem Spektakel zu. Wirklich beeindruckende Kostüme und Musik. (OK die Musik war immer sehr ähnlich und wiederholte sich)
Am Abend ging es wieder in unser Restaurant und danach im Bett Disneyfilme schauen. Wir hatten nämlich den Disneychannel im TV und diese Art Filme lassen sich auch auf spanisch gut verstehen.