Copacabana
Land 7 – wir kommen! Das Prozedere an der Grenze kennen wir ja nun langsam. Zuerst wieder Schlange stehen auf der peruanischen Seite und Ausreisestempel abholen, dann zu Fuß über die Grenze. Dieses Mal war jedoch neu, dass wir unsere Kraksen auch mitnehmen sollten. Als dann an der Grenzkontrolle niemand an unserem Gepäck interessiert war, wunderten wir uns schon, warum der Aufwand. Erst im Dunkeln gegen 18:30 betraten wir Bolivien und duften auch da nochmal Schlange stehen. Auf Grund der Demonstration gestern waren wir sicher nicht die einzigen, die ihre Weiterfahrt vertagen mussten.
Ohne Probleme bekamen wir den nächsten Einreisestempel und warteten auf unsere Mitfahrer im Bus. Schon beim Einsteigen fiel uns aber auf, das es nicht der selbe war. Hm dumm gelaufen, denn wir hatten unseren Fressbeutel im Bus gelassen, da wir dachten, den Grenzübergang schaffen wir auch ohne Essen. Der Inhalt war eh schon sehr geschrumpft, aber sehr schade ist es um unser neu gekauftes Salz von den Salzterrassen in Maras, welches wir bis jetzt kaum genutzt hatten und unsere praktische Brotdose, die wir mal in Panama gekauft hatten, aber sie hat uns bis hier gute Dienste erwiesen.
Nach und nach füllte sich unser Bus. Plötzlich startete eine Spanierin einen Aufruf und bat um eine Geldspende für eine Freundin. Das Mädel stand an der Grenze und durfte nicht einreisen. Vor kurzem ist sie aus Bolivien nach Peru gereist und wollte nun erneut einreisen, ihr Visum war auch noch gültig, jedoch bestanden die Beamten an der Grenze darauf, dass sie ein neues Visum für die erneute Einreise nach Bolivien bräuchte. Zudem kam das sie nur Bar bezahlen durfte. Zu den insgesamt 75 Dollar fehlten ihr noch 25, daher der Aufruf im Bus. Die Spende war schnell gesammelt, auch wir hätten gern was dazu gegeben, aber seit Puno hatten wir ja immer noch das Kein-Bargeld-Problem. So konnten wir endlich weiterfahren und waren 15 Minuten später an unserem Ziel, Copacabana. (Ja das Stück hätte man vielleicht sogar laufen können, aber nicht im Dunkeln, dachten wir) Im Zentrum suchten wir erstmal ein nettes Restaurant und staunten schon hier das erste Mal über die günstigen Preise. Wir hatten schon von einigen Reisenden gehört, dass Bolivien sehr reisefreundliche Preise hat. Da unser Hostel nicht direkt im Zentrum lag, nahmen wir lieber ein Taxi, was uns umgerechnet für 1,50 € kutschierte. Das Tor zum Hostel war schon versperrt, mittlerweile war es auch 21 Uhr. Nachdem niemand auf die Türklingel reagierte, half uns der Taxifahrer, sich bemerkbar zu machen. Verschlafen trottete ein Jugendlicher ans Tor und hieß uns willkommen, so läuft das in einem Familienbetrieb. Das Hostel, sowie das Zimmer waren nicht das günstigste, aber ein Hingucker, den wir uns nicht entgehen lassen wollten. Ein richtiges Schloss, dass nur vor Kreativität strotzte und sich stark von den umliegenden Bauruinen abhebte, natürlich mit Seeblick. Denn Copacabana liegt direkt an der bolivianischen Seite des Titicacasee.
Am nächsten Tag mussten wir erstmal in ein anderes Hostel umziehen, da im Piedra Adina leider nur eine Nacht frei war. Aber ein neues war schnell gefunden. Anschließend schlenderten wir durch die Gassen mit Marktständen und kleinen typischen Lädchen, zum Beispiel Stoffläden, wo die Frauen ihre auffälligen mehrlagigen Röcke kaufen. Im Winter tragen sie häufig bis zu 17 Lagen.
Da wir uns entschieden nicht zu den nahegelegen Islas del Sol und Luna zu fahren, wollten wir zumindest einen schönen Ausblick auf sie haben. Daher wanderten wir auf den Berg Calvario und auch wenn es nur eine kleine Wanderung war und wir nur 200 Höhenmeter überwinden mussten, machte uns wieder mal die Höhe in 3600m zu schaffen. Aber ein Blick über den riesigen in der Sonne funkelnden See entschädigte alles. Endlich war das Wetter wieder auf unserer Seite. Dies genossen wir anschließend auch auf einer Dachterrasse. Auf der Gipfel verkauften viele Frauen Spielzeugautos und -häuser, welches uns zuerst sehr wunderte. Dann konnten wir jedoch beobachten, wie eine Familie ein kleines Ritual abhielt, wobei die Gegenstände mit Bier begossen und Konfetti bestreut werden. Je nachdem was man sich für die Zukunft wünscht, werden Repräsentanten, wie ein Auto oder eine Schatzkiste mit Geld, dort oben niedergelegt.
Am Abend trafen wir zufällig den Berliner Felix, den wir schon im Hostel in Cusco kennengelernt hatten, wieder und hatten mit ihm und noch 5 weiteren Leuten, die quer aus ganz Südamerika stammten, einen sehr witzigen UNO Spieleabend mit verschärften Spielregeln. Nach Mitternacht machten wir uns auf den Weg zum Hostel und realisierten erst auf dem Heimweg „Oh hoffentlich ist die Tür unten offen”. Leider standen wir vor verschlossener Tür und auch nach ein paar Mal klingeln machte niemand auf. Nun gut, also mussten wir etwas lauter werden, um nicht die Nacht draußen in der Kälte zu verbringen. Nach ein paar Minuten rufen und gegen die Tür hämmern, wurde uns wütend geöffnet. Im Flur hing ein kleines Schild, auf dem anscheinend die Gäste informiert wurden, dass nur bis 23 Uhr Ausgang erlaubt ist. Das hatten wir wohl übersehen. Am nächsten Tag bekamen wir dann so ein schlechtes Gewissen, dass wir wohlmöglich das ganze Haus wach gemacht hatten, sodass wir ohne Frühstück auscheckten und uns den nächsten Bus nach La Paz suchten.