Bogotá

Nach Salento hieß unser nächstes Ziel Bogotá, die Hauptstadt Kolumbiens. Zuerst aber Stand eine 6-stündige Busfahrt bevor, dieses Mal kam eine Nachtfahrt für uns nicht in Frage, da man bei den ganzen Serpentinen kaum Schlaf finden würde. Also brachen wir früh auf und nahmen 7:30 den Bus nach Armenia. Auch kurze Strecken ziehen sich hier hin, da der Busfahrer immer wieder Leute, die irgendwo am Straßenrand stehen, einsammelt, bis auch wirklich der letzte Platz belegt ist und stehen geht natürlich auch immer. Nach circa 1h erreichten wir Armenia und der Bus nach Bogotá war schnell gefunden. Schon nach kurzer Zeit fanden wir uns in schwindelerregenden Höhen in Serpentinen wieder und hatten wunderschöne Ausblicke auf die Anden. Dann, etwa nach 2h Fahrt, stoppte der Bus und vor uns ließ sich eine ewig lange Autoschlange erahnen. Unglaublich aber wahr, ganze 10 Stunden später standen wir immer noch an eben der gleichen Stelle. Ein Erdrutsch hatte die Straße komplett blockiert. Mit Lkw und Baggern wurde der Sand abtransportiert und verteilt. 21 Uhr setzen wir die Busfahrt dann fort und so wartete notgedrungenerweise eine Nachtfahrt auf uns, denn bis Bogotá standen uns noch weitere 5 Stunden Busfahrt bevor. Mit einem unangenehmen Bustoilettengeruch in der Nase, versuchten wir bei dem hin und her Gerüttel etwas zu schlafen. 2 Uhr nachts erreichten wir die 8 Millionenstadt und kamen mit einem Ubertaxi fix ins Hostel. Das ist der Vorteil der Nacht, die Straßen waren leer. Nach dieser Horroranfahrt waren wir froh, ein Bett zu haben. Im Nachhinein erfuhren wir, das Erdrutsche und solche Fahrzeiten ganz normal für diese Strecke sind.

Der nächste Tag wurde daher ein Gammeltag.
Am nächsten Tag fuhren wir mit einer Seilbahn auf den nahegelegenen Berg Monserrate. Jeder Schritt brachte uns vollkommen außer Puste. Dafür hatten wir in 3200 Metern Höhe einen gigantischen Blick über diese Riesenstadt. Bogotá selbst liegt auf 2600m. Daher waren auch kleine Hügel unten in der Stadt ein gutes Training.

Danach ging es für uns durch die Geschichte der kolumbianischen Kunst. Im Museo Botero schlenderten wir an Picassos und Dalís, sowie natürlich dem berühmten kolumbianischen Künstler Fernando Botero vorbei. Auf ihn sind wir ja schon in Medellin gestoßen. Seine Werke sind kaum zu übersehen da seine Menschen, Tiere oder Gegenstände immer als sehr sehr dick abgebildet sind. An unserem letzten Tag in Bogotá machten wir dann doch noch eine Free Walking tour mit. Und es hat sich wieder mal gelohnt, denn unser Guide zeigte uns noch unbekannte schöne Ecken von Bogotá. In einer bunten Straße machten wir halt und probieren in einem Café „Chicha“, Maisbier, dass schon von den alten Inkas getrunken wurde und ganz schön reinhaut. Ganz typisch tranken wir es aus einem geschnitzten Schälchen der Totumo Frucht. Als kleines Andenken durften wir diesen sogar behalten. Anschließend probierten wir „Chucula“, ein energiereiches Getränk aus Mais, Zimt, Kakao und Weizen, welches die Leute auf dem Land zum Frühstück verzehren.

Vorbei kamen wir an vielen beeindruckenden Graffitis, die das Viertel um la Candelaria schmücken. Es heißt, Bogotá ist ein Mekka für Graffiti-Künstler. Die Stadt hatte bereits eine florierende Graffiti-Szene, als 2011 etwas Schreckliches passierte, das alles veränderte. “Es war der Wendepunkt in der Graffiti-Geschichte von Bogotá”, sagte unser Guide. Am Abend des 19. August malte ein 16-jähriger Straßenkünstler an den Wänden einer Unterführung, als die Polizei auftauchte und ihn erschoss. Was die Sache noch schlimmer machte war, dass die Polizei anfänglich eine Geschichte erfand, in der der Junge einen Bus ausgeraubt hatte, um das Schießen zu rechtfertigen. Als die Wahrheit bekannt wurde, kam es zu starken Protesten. Dank der Berichterstattung in den Medien beschloss die Stadt, die Straßenkunst zu regulieren, und jetzt gilt es nicht mehr als kriminelle Handlung, sondern als kulturelle Praxis. Im Zusammenhang mit Straßenkunst kommt es aber immer wieder zu Diskussionen. Im Jahr 2013 kamen mehr als 300 Künstler aus Protest zusammen, nachdem Justin Bieber mit einer Polizeieskorte eine Mauer in der Stadt mit einem Graffiti verzierte. Nach Jahren der Belästigung durch die Polizei war der Fakt, dass ein Promi, der von der Polizei beschützt wurde, als er die Stadt besprühte, zu viel. Am nächsten Tag wurde das Bild von Hunderten von Künstlern aus der Stadt übermalt.

Nach der Stadttour flanierten wir die Carrera 7 entlang. In der Fußgängerzone herrscht vor allem am Sonntag großes Treiben, viele Straßenkünstler und Händler sind zu finden. Und Remo fand endlich seinen lang ersehnten Schuhputzer. Dieser war mit voller Leidenschaft dabei und führte ein Freudentänzchen auf, als Remo ihm 10.000 Peso gab, was umgerechnet circa 3 Euro sind.

Große Menschenansammlungen gab es aber vor allem an diesem Sonntag, da die erste Runde der Präsidentenwahlen stattfand. Ein brisantes Thema in und für Kolumbien. Jahrzehntelang bestimmt der blutige Konflikt mit den Farc-Rebellen das Leben in Kolumbien. 2016 erreicht Präsident Santos ein Friedensabkommen. Doch jetzt tritt er ab und die Wahlen für seinen Nachfolger werden zu einer Richtungsentscheidung. Da keiner der Kandidaten in der ersten Runde über 50 Prozent der Stimmen erhielt, folgt eine Stichwahl am 17.Juni. Dann wird der rechtskonservative Senator Duque auf den linken Ex-Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá, Gustavo Petro treffen. Die Wahlbeteiligung lag bei 53 Prozent – der höchste Wert seit zwei Jahrzehnten. Die Ergebnisse konnten wir auch auf der Fassade eines Wolkenkratzers verfolgen. Im Juni werden wir bereits in Ecuador sein, aber mitfiebern, was aus diesem schönen Land wird.

In Bogotá bekam eine Zahl, die 4, Bedeutung für uns. Seit VIER Jahren sind wir nun schon ein Team und können dieses Abenteuer gemeinsam teilen, seit faaaast VIER Monaten sind wir unterwegs und vor VIERzehn Jahren hab ich meine Freundin Lorena das letzte Mal gesehen. Damals war Lorena ein Jahr als Austauschschülerin in meiner Klasse. Nun ist sie frisch verheiratet mit Carlos, Remo und ich auf großer Reise und wir sitzen hier in einem Cafe in Bogotá. Wie die Zeit doch vergeht. Ein schönes Gefühl, auch in der Ferne Freunde um sich zu haben. Das nächste Wiedersehen gibt es dann hoffentlich in Deutschland.