San Blas Inseln

Es gibt drei Möglichkeiten von Panama nach Kolumbien zu kommen:

1. Durch den Dschungel, welcher immer noch in fester Hand der
Drogenbarone ist.
2. Mit dem Flugzeug von Panama City nach Bogota.
3. Mit einem Segelboot über die wunderschönen San Blas Inseln.

Die erste Variante kam selbstverständlich nicht in Frage. Wir haben uns vieles über die Segelboottrips im Internet durchgelesen. Es gab viele Geschichten von betrunkenen oder bekifften Kapitänen, die gerne mal in Seenot geraten und über drogenschmuggelnde Boote. Es überwogen jedoch meist die positiven Geschichten, welche von paradiesischen Inseln berichteten. Wir suchten eine Weile nach einem passenden Boot und wurden fündig. Dieses war etwas größer als die meisten anderen und so hofften wir auf weniger Seegang. Der Kapitän James stammt aus Kalifornien und macht seit 5 Jahren diesen Segeltörn. Alles machte einen guten Eindruck und so entschieden wir uns für das Abenteuer und gegen den Flug. ich

Am Tag der Abreise stieg die Aufregung. Wir wurden mit einem Shuttle von unserem Hostel in Panama City abgeholt. Es ging dann bis nach Puerto Lindo. Einem kleinen Ort an der Karibikküste. Übrigens der erste Ort an dem die Spanier bei ihrer Entdeckungsreise landeten und eine Festung errichteten. Nachdem sich alle 18 Fahrgäste und die vierköpfige Crew bekannt gemacht hatten und wir einige Instruktionen vom Käpt’n bekommen hatten, ging es auf die ca. 20m lange Sovergeign Grace.

Wir bekamen eine private Kabine für uns mit einem Doppelstockbett.

 

Es war sehr eng und die Betten waren nur ca. 1,90 m lang. Franzi war so nett und gab mir das obere Bett, dieses war etwas breiter und so konnte ich mich diagonal hinlegen. Außerdem gab es oben noch einen Ventilator, welcher sehr nützlich war, da es unter Deck sehr warm wurde. Leider zum Nachteil von Franzi. Aber zum Glück konnte man sich jederzeit auch ein schaukliges kühles Plätzchen an Deck suchen und die Nacht unterm Sternenhimmel verbringen. Mahlzeiten wurden meistens an Bord gegessen. Wir hatten zwei Köche dabei, die in der kleinen Kombüse leckere Gerichte zauberten. Für den ersten Hunger konnte man sich ab 7 Uhr Toast und Cornflakes nehmen. Circa 9 Uhr gab es dann einen warmen Brunch, gegen 13 Uhr Lunch und abends haben wir sogar manchmal an den Inseln gegrillt.

 

Tag 1

Das Abenteuer begann mit einer ca. 7h langen Überfahrt zu den San Blas Inseln. Wir nahmen jeder noch eine Reisetablette (so ganz kam unser Kopf nicht mit bei dem ganzen Geschaukel), wurden schnell müde und nickten an Deck ab und zu ein. Dadurch ging die Fahrt schnell vorüber und wir waren am Abend an der ersten kleinen Inselgruppe. Hier gab es eine kleine Landebahn und das Migrationsamt, bei dem wir unseren Ausreisestempel am nächsten Tag holen mussten. Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang in der Karibik ging der erste Tag vorbei und der Start ins Abenteuer wurde im Rahmen von spielerischen teambildenden Maßnahmen begossen.

Tag 2

Nachdem der Käpt´n für uns die Pässe samt Ausreisestempel von der Insel holte, ging es weiter zu einer kleinen Insel. Dort konnten wir das erste Mal an einem Riff schnorcheln. Das Equipment konnte man sich gegen eine Kaution ausleihen. Auf den 300 Metern vom Schiff zum Riff tauchten plötzlich zwei Delfine neben dem kleinen Motorboot auf. Schon wurden unsere Augen das erste Mal ganz groß. Und das Wundern ging weiter. Wirklich wunderbare Unterwasserwelten mit vielen Korallen und bunten Fischen wie aus dem Aquarium tauchten da plötzlich vor unseren Augen auf. Ganz romantisch fast schon kitschig schnorchelten wir da so Hand in Hand und waren dankbar diesen schönen Moment teilen zu können. Leider haben wir unsere Unterwasserkamera im großen Rucksack vergessen, welcher an Bord gut verstaut wurde. Nur einen kleinen Rucksack mit den Dingen, die wir an Bord brauchen, durfte mit in die Kabine. Eine Mitfahrerin war aber fleißig mit ihrer Gopro unterwegs, dessen Bilder wir hoffentlich noch bekommen. Aber das war einer dieser Momente wo wir einfach nur genossen haben, denn Fotos können dieses einmalige Erlebnis eh nicht festhalten.

Neben ein paar Palmen wohnen nur vier Kunafamilien auf unsere ersten Insel. (So nennt man die Einheimischen auf den San Blas Inseln) Die Familien leben noch im sehr traditionellen Stil in einfachen Hütten aus Palmenblättern und Ästen. Die Betten sind einfache Hängematten. Ein Besuch auf der Insel wird immer angemeldet. Ganz modern über Whats app stehen die Kapitäne von den verschiedenen Booten mit den Kunas in Kontakt. Wir wurden mit unserem kleinen Motorboot auf die Insel gebracht und konnten dort baden, Volleyball spielen oder mit nem Bier einfach entspannen. Am Abend sollte es einen Kostümwettbewerb geben. Franzi und ich suchten uns ein paar Sachen von der Insel wie Kokosnüsse, Palmenblätter und Muscheln aus denen man etwas basteln konnte.


Mr. Wilson war auch dabei;)

Zu unserem Boot gehört noch ein Schwesterboot namens Wild Card. Dieses ankerte neben unserem und war in entgegengesetzter Richtung nach Panama unterwegs. Während unser Boot mit Amerikanern, Neuseeländern, Iren, Australiern, Holländern, Belgiern, Schweizern und einem Thaiwanesen besetzt war, stellte sich heraus, dass das andere Boot voll mit Deutschen war. Nachdem man die ganze Zeit nur Englisch reden konnte, war es für mich auch mal ganz angenehm deutsch zu sprechen. Denn wenn die „native speaker“ erstmal loslegen…kam sogar Franzi an ihre Grenzen. Am Abend wurde gegrillt und es gab Rum aus Kokosnüssen. (sehr lecker und haut ganz schön rein) Der Kostümwettbewerb hätte auf außenstehende bestimmt wie ein Haufen Wilder, die um ein Feuer tanzen, gewirkt. Ich war übrigens DJ COCO und habe mir Kopfhörer aus Kokosnüssen gebastelt. Franzi hat sich ein aufwendiges Gewand aus Palmenblättern gebaut. (Ich fand Franzis Kostüm am besten) Leider haben andere gewonnen. Es ging dann am Abend doch eher ums Arschwackeln und die Performance, das Kostüm war eher Nebensache. Der Preis war natürlich eine Flasche Rum. Wir fühlten uns ein bisschen wie Piraten, welche auf einer einsamen Karibikinsel feierten. Als wir am Ufer durch das Wasser gingen, fing auf einmal alles um uns herum an zu leuchten- wir hatten Glück die Glühwürmchen der Meere zu entdecken. Es handelt sich dabei um Plankton, welches bei Berührung anfängt zu leuchten. Das sah wirklich richtig cool aus.

 

Tag 3

Während wir uns vom Kater der letzten Nacht erholten, fuhren wir weiter zur nächsten Insel. Nach ca. 2h kamen wir an einer noch kleineren unbewohnten Insel an. Dort gingen wir wieder schnorcheln. Im Wasser trafen wir manchmal auf kleine durchsichtige Quallen. Wenn man sie berührte, fühlte es sich wie Brennnessel auf der Haut an. Anfangs war es irgendwie beunruhigend, da wir nicht recht wussten vorher das Brennen kam. Die Unterwasserwelt hat uns aber so fasziniert, dass wir es dann einfach ignoriert haben und nach ein paar Stunden waren die Rötungen auch schon wieder weg. Am Abend wurde uns von zwei Kunamännern Hummer und der von uns am Vortag gefangene Fisch (Makrele ca. 1m lang) auf traditionelle Weise über Kokosnussfeuer gegrillt. Im Alter von 14 Jahren lernen die Kunajungs das Tauchen nach Hummern in 20 Metern Tiefe, dabei können sie bis zu 3 Minuten die Luft anhalten. Beeindruckend! Franzi und ich haben uns eine Weile zu den Kunas gesellt und lauschten ihrer interessanten Sprache. Ein Wort haben wir sogar gelernt. Danke heißt soviel wie „nua gambi“.

 

Tag 4

Bevor es aufs offene Meer gehen sollte, stoppten wir morgens an einer etwas größeren Insel mit einem richtigen Kunadorf. Vormittags durften wir zuerst den angrenzenden Strand mit türkisblauem klaren Wasser genießen und nachmittags durften wir dann in der Gruppe die Insel besichtigen. Nur ganz selten fährt der Käpt´n diese Insel an, um den Zauber nicht zu zerstören. Daher waren die Inselbewohner sehr neugierig auf ihre Gäste, vor allem die Kinder waren total außer Rand und Band und zeigten uns ihre Kunststückchen. Mit den Jugendlichen wurde eine Runde Fußball gespielt. Als der Abschied nahte, brachte uns die Horde Kinder bis zum Steg und von weitem hörten wir sie noch rufen. Welch eine schöne Begegnung!
Zurück an Bord durften wir das Salzwasser der letzten Tage abwaschen und uns unsere EINZIGE Dusche genehmigen. Circa 17 Uhr legten wir dann ab Richtung hohe See und fuhren die ganze Nacht durch.

 

“Tote Katze” 😎

Die Toiletten stehen hier im Wasser

Die Dorfkirche und das Gemeindezentrum

Tag 5

Überall blau, soweit das Auge reicht! Die Reisetabletten wirkten und ließen uns die Fahrt genießen. Plötzlich sprang eine Gruppe Delfine am Segelboot entlang und begleitete uns für ein paar Minuten. Wieder fuhren wir den ganzen Tag durch.

 

Tag 6
Morgens um 2 Uhr konnte man am Horizont den ersten Lichtschein erkennen. Wir ankerten in der Bucht von Cartagena, Kolumbien und verbrachten die Nacht noch an Bord. Juhu wir haben einen neuen Kontinent erreicht! Nach dem Frühstück wurden wir dann an Land gebracht und mit dem Taxi ging es ins Hostel, dort waren wir erstmal landkrank und gammelten im Bett. Alles schaukelte noch kräftig!
Dieses Inselabenteuer und die Ozeanfahrt werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Alles ging so schnell vorbei, dass es uns noch ganz unrealistisch vorkommt. Wir waren im Paradies!