Labrador, Ziegenfarm

Seit ich von „workaway“ gehört hatte, war ich neugierig und wollte diese Möglichkeit unbedingt selber ausprobieren. Kurz um, „workaway“ bietet die Möglichkeit, bei einer Gastfamilie für Kost und Logi unter zu kommen, wenn man im Gegenzug ein paar Stunden Arbeit übernimmt. Diese Arbeit kann ganz unterschiedlich aussehen. Als wir noch in Deutschland waren und uns schon mal auf der Internetseite nach möglichen Gastfamilien umsahen, fiel uns eine Ziegenfarm in Costa Rica ins Auge. Und kaum zu glauben, fast 2 Monate später sind wir nun wirklich auf eben dieser. Gabriela, der die Finca gehört, hatte uns für zwei Wochen eine Zusage gegeben. Wir dürfen bei ihr für 5h Hilfe pro Tag kostenlos übernachten und bekommen 3 Mahlzeiten, die wir gemeinsam kochen und zubereiten.
Doch würde alles so werden, wie wir es uns vorgestellt haben oder werden wir nur als Putzhilfe ausgenutzt? Bei der Anfahrt malten wir uns die unterschiedlichsten Versionen aus. Als wir dann in Orotina standen und keine Gabi sahen, waren wir daher ein wenig beunruhigt. Eigentlich wollte sie uns dort abholen, aber da der Bus anstatt 12 Uhr erst 12:30 aus San Jose fuhr, hatten wir sie verpasst. Also quatschten wir erstmal jemanden an, ob wir sein Handy benutzen dürfen. Gabi ging glücklicherweise ran, erklärte uns, dass wir einen Bus nach Labrador nehmen können (bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir nur, dass die Farm in der Nähe von San Mateo ist, wir stellten schon fest, dass wir ein bisschen unvorbereitet und naiv an die Sache heran gegangen sind. Aber das wurde kein Verhängnis, denn nachdem wir ein Taxi nach Labrador genommen hatten… (10 km, denn während wir mit Gabi am Handy sprachen fuhr der Bus ab und der nächste kam erst in 2,5h) … wartete schließlich Gabi mit Auto auf uns und nahm uns das letzte Stück zur Finca mit. Ein riesen Grundstück mit einem schönem alten Bauernhaus. Es empfingen uns noch ein polnisches Pärchen und eine Holländerin, die hier für 2-3 Wochen workawayer sind. Remo und ich bekamen ein kleines gemütliches Zimmer mit Doppelstockbett, das Bad wird geteilt. Total beeindruckt von dem Haus ging es erstmal in die Kennenlernrunde. Wir fühlten uns sofort willkommen und wohl.

 

Um 17 Uhr ging dann der polnische workawayer Daniel (er war bereits seit einer Woche hier) mit uns zu den Ziegen, zeigte uns wie man die Milchflaschen für die Ziegenbabys vorbereitet und dann ging es auch schon ans Nuckeln. Ein Ziegenbaby ist gerade mal eine Woche alt, ganz leicht kann man die Hörner am Kopf schon spüren und das Schwänzchen wackelt immer ganz schnell, wenn es gefüttert wird. Nachdem die zwei kleinsten separat gefüttert wurden, werden noch 8 weitere Zicklein mit der Flasche gefüttert, die bereits 3 Monate alt sind. Nebenbei werden die großen Ziegen von einem festen Mitarbeiter gemolken. Remo und ich durften aber auch mal probieren. Wir waren überrascht, wie warm der Euter ist. Mit viel Gefühl und der richtigen Hand-/Fingerbewegung füllte ich sogar einen halben Messbecher, welches „fürs erste Mal“ sehr talentiert scheint.

Ein typischer Tagesablauf:

– 7:00   Stallputzen mit Besen und Spachtel für das
festgelatschte Ahah

– 8:00   Fütterung, d.h. Milchpulver mit Wasser mischen und
Fläschchen befüllen


Zuerst die zwei Kleinen füttern, dann die 8 Zicklein
2×4 separieren (wird immer bisschen turbulent, weil sie
ausbüchsen wollen)

– 9:00   gemeinsames Frühstück, anschließend auf Hof und im Haus
helfen
(Remo hat zum Beispiel beim Kompostieren geholfen,
Laub zusammengefegt und Hunde gewaschen)

– 13:00 Ziegenfütterung (siehe oben, Dauer circa 45 Minuten)
anschließend Lunch & Freizeit

– 17:00 dritte und letzte Runde Ziegenfütterung

Neben der süßen zweijährigen Inés leben noch Gabrielas Mann Ivan, 5 Hunde und 2 Katzen hier (manchmal auch Brüllaffen auf den Bäumen, Leguane und Fledermäuse). Besondere Erlebnisse waren schon, das Abschiedskochen der Holländerin Sonia, sowie das Osterbarbecue und Spieleabende.
Einigen Ziegen haben wir schon Namen gegeben, da gibt es zum Beispiel Schlecki, die immer ihre Zunge raushängen lässt, während wir ihr die Flasche geben und Cappuccino, die immer Schaum am Mund bekommt, vom schnellen Saugen!

In dem Haus träumen wir ein bisschen von unserer Vorstellung eines Vierseitenhofs, den wir mit Freunden beziehen wollen. Wer ist dabei?

2 Wochen „Ziegenmamis sein“ liegen hinter uns. Neben dem täglichen Ziegenfüttern haben wir ganz unterschiedliche Aufgaben erledigt, zum Beispiel Hunde waschen, Bibliothek sortieren, Dach von Laub befreien und Ziegel ausbessern. Am letzten Tag habe ich noch Gabi geholfen ihren Messestand auf einer „Feria“ in San Jose für regionale Produkte zu dekorieren.

So langsam ging die Regenzeit (auch als Winterzeit bekannt) los, aber auch das konnte unsere Stimmung nicht trüben, denn in der Hängematte störte uns der Regen kein bisschen.

Wie immer, wenn man sich wohlfühlt, verging die Zeit sehr schnell und wir sind froh, dass unsere erste workaway Erfahrung so positiv ausgefallen ist. Wir haben die kleine Familie und die anderen workawayer schnell ins Herz geschlossen. Am Anfang unserer letzten Woche hat Stina aus Schweden noch fröhlich-frischen Wind auf die Farm gebracht.

Aber es gibt auch einige Dinge, die wir nicht ganz so vermissen werden, wie Spinnen, die beim Abwaschen helfen wollten und in der Seife warteten oder ich erinner mich an den kleinen Skorpion den ich am Ende aus der Waschmaschine fischte, der diese Achterbahnfahrt aber nicht überlebt hatte. Aber ich möchte mir nicht ausmalen, dass dieser in der Dreckwäsche rumgekrabbelt ist.

Traditionell fand am letzten Abend das Abschiedskochen statt. Natürlich nutzten wir diesen Anlass auch aus, etwas zu zaubern, dass wir selber gern verzehren. Daher gabs Boulette mit Möhren-Erbsengemüse und Kartoffeln und wir fühlten uns ein bisschen wie zu Hause.