Tortuguero

Nachdem wir viele Optionen hin und her überlegt hatten, haben wir uns wirklich für Tortuguero als nächstes Reiseziel entschieden. Erst waren wir nicht sicher, ob es sich „lohnt“, da dieses Dorf bekannt für seine Strände ist, an denen die Meeresschildkröten ihre Eier ablegen, die Hauptsaison startet dort aber erst im Sommer. Derzeit tauchen sie nur vereinzelt auf und man muss sehr viel Glück haben, um nachts eine Schildkröte beobachten zu können. Aber schon bei der Anreise waren wir uns einig, dass sich dieser Ausflug gelohnt hat, denn Tortuguero lässt sich nur auf dem Seeweg erreichen, welches sich als tolles Abenteuer herausstellte. Aber eins nach dem anderen. In San Jose mussten wir morgens um 9 Uhr erst einmal die richtige Schlange für den Bus nach Cariari finden, die Tickets hatten wir schon vorher besorgt, konnten uns aber gerade noch 2 Sitzplätze im Bus sichern. Aber auch da haben sich die Ticos nicht so, wenn es keine Sitzplätze mehr gibt, musst du nicht draußen warten, sondern wirst reingestopft und darfst stehen. Früher kommen lohnt sich also! Kurz nachdem wir aus der Stadt gefahren waren, begann bereits dichter Nebel um uns herum und am Straßenrand ragten übergrüne steile Wände in die Höhe. Wow, wir waren schon mitten in der Natur. Was in Costa Rica nicht schwierig ist, denn über 11% der kleinen Landfläche wird von Nationalparks eingenommen und insgesamt 25% steht unter allgemeinem Naturschutz. Nach einer Weile folgte Regen und Stau inklusive warmer feuchter Luft im vollen Bus, sowie Babygeschrei, aber wir waren schon jetzt vom „Grün“, dass uns umgab beeindruckt. Ein Nickerchen später (zum Glück kann ich überall schlafen) stiegen wir in den Bus Richtung La Pavona um. Vorbei an ewig weiten Bananenplantagen, begann dann nach kurzer Zeit ein Schotterweg mit unzähligen Schlaglöchern. Nachdem wir kräftig durchgerüttelt wurden, stoppten wir plötzlich. Ein Truck hatte versucht auf dem schmalen Weg zu wenden und sich dabei im Schlamm festgefahren, denn es regnete übrigens immer noch (Es ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass es hier gerade Trockenzeit ist ). Zuerst kam eine Art Bagger, dieser befreite den Truck einerseits, ließ ihn aber andererseits nach vorne in einen Graben rutschen, als er von hinten schob. Immer noch blockierte der Truck mit Anhänger den Schlaglöcherweg. Der Bagger war leider keine große Hilfe mehr, da er sich fast selber festfuhr.

Aber ein weiteres Baustellenfahrzeug war nach kurzer Zeit zur Stelle, welches es dann schaffte zumindest den Anhänger zur Seite zu räumen, sodass wir passieren konnten. (Der arme Truckfahrer) So legten wir also die letzten 3,5 km zurück (da wären wir zu Fuß wohl schneller gewesen ) und suchten ein feuchtes Plätzchen auf einem kleinen Boot. Als wir starteten gab es keine Instruktion „bitte legen Sie die Rettungswesten an“, als wir aber unterwegs waren, dachten wir kurzzeitig „weiß der Käptn was er tut“ und bereuten unsere Entscheidung. Aber nach einer Weile verstand man warum er manchmal erschreckend Vollspeed gab, sodass wir so schräg lagen, dass das Wasser fast überschwappte  sonst wären wir gar nicht durch die engen Kurven des Rio Tortuguero gekommen. Wir beide waren total berauscht von den Unmengen an grünen exotischen Pflanzen die am Ufer herumwucherten und gen Himmel stiegen. Keine Pflanze glich der anderen, wahnsinnig schön!
9 Uhr begann unsere Reise in San Jose, circa 17 Uhr waren wir dann endlich an unserem Hostel angekommen. Bei unserem Glück war unser Zimmer leider doppelt gebucht worden und so wurden wir in das weniger schöne Nachbarhostel verfrachtet, durften Küche und Hängematten des La Casona aber trotzdem mitnutzen, sowie bekamen das Frühstück als kleine Entschädigung inklusive. Nach einem Rundgang durch das Minidorf entdeckten wir in der Sporthalle ein Violinenkonzert von einer Gruppe amerikanischer Teenager, die einen Gastauftritt in Tortuguero hatten. Verrückt, da waren wir nun abgeschieden im Regenwald und lauschten den Tönen von Bach  Gänsehaut!

Leider begann es wieder heftig zu regnen (wir betonen wieder, es ist gerade Trockenzeit) und die Tropfen prasselten so heftig auf das „schöne“ Metalldach der Sporthalle, dass die Musik leider etwas unterging. Zu allem Übel fiel dann auch noch der Strom aus, aber dank vorhandener Smartphones wurde Licht gespendet und die Teenis, die seit sie 5 Jahre alt sind Violine spielen, ließen sich davon eh nicht stören und zogen ihre Show durch. Mit Kopflampe kochten wir dann noch fix Nudeln und waren gespannt auf unsere erste Nacht unterm Moskitonetz.

Am nächsten Tag legten wir einen Strandtag ein. Durch die vielen Vulkane sind die meisten Strände in Costa Rica Playa negros, so auch in Tortuguero. Am breiten Strand ließ es sich gut entlang spazieren und die starken Wellen der Karibik wirbelten uns ganz schön durch das „Badewannenwasser“.

Direkt am Strand konnten wir einige farbenfrohe Aras beobachten und kamen mit unseren Zimmernachbarn ins Gespräch. Merle und Jörg kommen aus Köln und machen gerade verfrühten Sommerurlaub. Nach einem Bierchen im Sonnenuntergang, trafen wir uns mit ihnen im „Budhahaus“ zum Abendessen. Bei super leckerer Pizza und weiteren Bieren hatten wir einen wirklich lustigen Abend mit den beiden.

Ziemlich früh machten wir uns auf ins Bett, da am nächsten Tag unser Kayakausflug bevorstand. Morgens um 6 Uhr ging es mit unserem Guide und zwei weiteren Mädels ans Paddeln. Allein der Ausflug mit dem Kayak war ein Highlight für uns (auch wenn ich schon beim Rudern an den bevorstehenden Muskelkater denken musste). Zudem kam jedoch noch, dass wir eine unglaublich schöne grüne Umgebung durchquerten. Passend zur Osterzeit machten wir uns auf die Suche, zwar nicht nach Ostereiern, eher nach exotischen Tieren und Pflanzen. Am Ufer entdeckten wir zum Beispiel eine Schildkröte, kleine Krokodile und ein größeres, Klammer- und Totenkopfaffen, sowie verschiedene Vögel. Unser Guide kannte die Ecken, welche die Tiere bevorzugen und konnte ihre Laute perfekt nachahmen, sodass wir gute Möglichkeit hatten, Tiere zu beobachten.

 

 

Circa 9:30 kehrten wir mit den Kayaks zurück und stärkten uns erstmal beim Frühstück. Anschließend wechselten wir in ein neues Hostel, da unseres nur für 2 Nächte frei war. Dieses Mal lag das Hostel direkt am Meer, sodass wir natürlich gleich nochmal in die Wellen sprangen.

Anschließend besuchten wir noch einmal zu Fuß den Nationalpark. Das Abenteuer auf eigene Faust durch den Regenwald begann. In Zeitlupe bewegten wir uns durch das Meer aus grünen Pflanzen, um kein Getier zu verpassen, den diese warteten natürlich nicht wie im Zoo am Schaufenster auf uns. Nach kurzer Zeit raschelte es über uns, Äffchen suchten in den Bäumen nach einem Snack. Viele Eidechsen huschten am Wegesrand umher. Plötzlich streifte mein Blick im verwilderten Grün am Boden ein Muster… gleich ratterte es in meinem Kopf und leise und versteinert sagte ich zu Remo „Du, nicht erschrecken, ich glaub da ist eine Schlange“. Schüchtern wagten wir ein paar weitere Blicke. Unsere Augen wurden größer, als wir kein Ende der Schlange finden konnten „Ahhhhh wie lang mochte das Ding wohl sein“. Wir standen ungefähr 1,0 m von ihr entfernt. Da wir bis dahin noch nicht wussten ob sich dabei um eine giftige Schlange handelte, gingen wir nach ein paar Schnappschüssen lieber weiter. Berauscht von unserem Fund gingen wir, wie zwei Indianer Jones weiter und entdeckten noch Affen, Riesenameisen und exotische Vögel.

Termitennest

 

 

Man musste schon sehr aufmerksam sein. Insgesamt brauchten wir für die kleine Distanz von 2,5 km über 2 Stunden. Daher waren unsere Forscheraugen sehr müde, als wir den Park in der Dämmerung verließen (die weiteren 2,5 km Rückweg legten wir zügiger zurück, sahen aber auch deutlich weniger Tiere). Highlight blieb die Schlange, über die Remo abends gleich recherchierte. Wir vermuten stark, dass es sich um eine Kaiserboa (Boa Constrictor Imperator) handelte (sie war bestimmt über 2m groß). Als ich die Fotografien im Internet sah, wurde mir nochmal ganz anders, welch lange Schlange es gewesen sein mag. Noch beim selbstgekochten Abendbrot schwärmten wir uns gegenseitig von unserem erlebnisreichen Tag vor.

Eine aufregende Zeit auf Tortuguero ging zu Ende, erneut mit Boot und Bus über Schlaglöcherstraßen ging es zurück nach San Jose. Auf dem Weg musste der Bus wieder einmal stoppen. In diesem Fall jedoch für Bananen, diese werden nämlich mit einem raffinierten Schienensystem über die Plantagen abtransportiert. In Costa Rica gibt es also jederzeit und überall Vieles zu entdecken, wir bleiben gespannt!